Neulich ist er mir wieder vor die Füße gefallen - im wahrsten Sinne des Wortes - als beim Sortieren des Bücherregals ein kleines Heft auf dem Boden landete: Nikolaus von Flüe.
Den Gedenktag des Schweizer Heiligen begeht die Kirche am 25.09.
Schon in den 1980er Jahren hat uns der Patron der KLJB zum Nachdenken herausgefordert und Diskussionen angeregt: Bauer, Ehemann, Vater von 10 Kindern, Politiker, Friedensstifter, Mystiker, Einsiedler, …
Nikolaus wird 1417 als Sohn eines Bauern in „Flüeli“, einer Art Felsplateau, bei Sachseln im Kanton Oberwalden in der Schweiz geboren. Im Alter von 30 Jahren heiratet er die 15jährige Dorothee Wyss und bekommt mit ihr 5 Söhne und 5 Töchter. Über Familie und Beruf hinaus nahm er viele Aufgaben an: Mit 19 Jahren wird er Gemeinderat, mit 29 Bürgermeister, mit 36 Kantonsrat, mit 38 Ständerat bei der Eidgenössischen Vollversammlung. Auch als Richter war er angesehen und einflussreich. Er stellte sich gegen Unrecht und Korruption in den Rechts- und Regierungsgeschäften. Dieser ausgeprägte Sinn für Gerechtigkeit veranlasste ihn 1466, aus Protest gegen bestechliche Richterkollegen, alle Ämter niederzulegen. 1467 verlässt er mit 50 Jahren seine Frau, seine 10 Kinder und den Hof. Zwei Jahre lang hat er gerungen - mit sich selbst, mit Gott und um das Einverständnis seiner Frau zu seinem Weg. Er lässt sich im Ranft, einer Schlucht, 300 m von seinem Wohnhaus entfernt, als Einsiedler nieder. Dort lebt er als Bruder Klaus 20 Jahre in einer Zelle mit angebauter Kapelle ohne Nahrung, betend, betrachtend, ratgebend.
Viele aus dem In- und Ausland kommen zu ihm: Theologen, Politiker, Fürsten, Leute aus dem Volk. Sie suchen Rat und Hilfe in öffentlich-politschen und in persönlichen Nöten. Dreimal hat er der Schweiz von dieser Zelle aus den Frieden gerettet. Höhepunkt war seine Teilhabe am Stanser Frieden von 1481. Im Jahr 1487 stirbt Bruder Klaus und wird in Sachseln beigesetzt.
(nach: Werkblätter der KLJB 1/87)
Schon immer war Bruder Klaus ein Heiliger, der mit seiner radikalen Lebensentscheidung und Lebensweise Fragen aufgeworfen hat, der aber auch bis heute Orientierung gibt.
Zwei besondere Anlässe an diesem Wochenende möchte ich mit dem Leben des Nikolaus von Flüe in Verbindung bringen:
Am Samstag feiert die Gemeinde „Zum Verklärten Christus“ das 50jährige Bestehen seines Kindergartens. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an die Mitarbeiterinnen! Jeden Tag aufs Neue zeigen sie den Kindern Wege zum guten und friedlichen Miteinander auf, vermitteln christlichen Werte in der Vielfalt der heutigen Lebensmöglichkeiten. Sie begegnen den Familien vorurteilsfrei und auf Augenhöhe in den unterschiedlichen Lebensentwürfen und arbeiten mit ihnen zum Wohl jedes einzelnen Kindes eng zusammen!
Am Sonntag sind wir Alle aufgerufen, unsere Kreuzchen zu machen bei der Wahl zum Deutschen Bundestag. Die wenigsten von uns sind sicherlich selbst politisch aktiv. Jede/Jeder muss und kann aber in seinem Rahmen etwas beitragen: sich zu informieren und zur Wahl zu gehen ist schon mal das Mindeste. „Politik treiben“ heißt auch: für andere und für die Gesellschaft da sein. Bruder Klaus kann Vorbild sein, uns für den Frieden, für Gerechtigkeit und für eine menschenwürdige Zukunft kommender Generationen einzusetzen.
Für mich ist darüber hinaus das Leben seiner Frau Dorothee bedenkens- und bemerkenswert!
Ihre Situation: den anderen nicht verstehen ... leiden an der Ungewissheit, wie der Weg weitergeht … Prozesse aushalten, die offenen Ausgang haben ... nach Lösungen suchen und um sie ringen … aushalten, ausharren ... Gott bitten, Wegweiser zu schicken …
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien Ausdauer, Kraft und Zuversicht, um die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und anzugehen!
Ihre Mechthild Bange, Gemeindereferentin
