Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Aufbruch

„Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.

Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samárien und bis an die Grenzen der Erde.

Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“ (Apg 1, 7-9)

 

So steht es geschrieben in der Apostelgeschichte und wurde am Christi Himmelfahrtstag in den Gottesdiensten vorgelesen. Die Jünger, heißt es in dem Text weiter, schauten immer noch unverwandt „ihm nach zum Himmel empor…“ (V. 10).

Ich finde das nur verständlich, gerade war er noch da und plötzlich ist er nicht mehr zu sehen. Vielleicht haben die Jünger sich die Augen gerieben oder geblinzelt oder gehofft, er taucht im nächsten Moment wieder bei ihnen auf. Eben hat er noch mit ihnen gesprochen, ihnen seinen ganz besonderen Auftrag erteilt, ihnen zugetraut, sein Werk weiterzuführen. Sie werden seine „Zeugen sein …bis an die Grenzen der Erde.“ Er sagte nicht sollten oder könnten, er ließ keinen Spielraum für Ausflüchte, er sagte. „Ihr werdet!“ Er war sich sicher, dass sie das schaffen. Sie schauten weiterhin zum Himmel empor. Wie schwer fiel wohl der erste Schritt zurück in die Realität um sie herum, der erste Schritt ohne ihn sichtbar an ihrer Seite? Sie wussten um die Zweifler, die Gegner, die Feinde, die dort unten warteten. Sie wussten, ihm treu zu sein, kann gefährlich werden. Dachten sie beim Rückweg noch an seine Zusage „Ihr werdet Kraftempfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird.“?

Aufbrechen müssen in eine neue Wirklichkeit, in einen veränderten Alltag, das erleben wir in unseren Zeiten ebenfalls. Für uns heißt es gerade, macht euch auf in die neue Corona-Normalität: Einkaufen mit Mundschutz, Schlange stehen vor kleineren Geschäften, Essen gehen unter besonderen Auflagen, ein Schultag pro Woche, Kita im reduzierten Betrieb und immer wieder Hände waschen und Abstand halten. Die Schritte in diesen Alltag zu gehen sind schwer, gerne würden wir verweilen, abwarten bis alles vorbei ist, aber das geht nicht. Wir werden lernen, mit dem Virus zu leben. Ganz vorsichtig und behutsam, manchmal auch unbeholfen tasten wir uns zurück in diese Welt mit Corona. Nicht alles wird auf Anhieb funktionieren, es wird Fehlschläge geben genauso wie wir Erfolge verzeichnen werden. Fehlerfreundlich sollten wir sein und achtsam mit unserem Gegenüber und uns. Es ist, wie die Politiker zur Zeit gerne sagen, ein Marathonlauf und keine Kurzstrecke.

Wie hilfreich, dass wir in dieser Zeit des Aufbruchs in den christlichen Kirchen die Feste Christi Himmelfahrt und Pfingsten begehen dürfen. Gott sendet seinen Zuspruch, seine Kraft, seinen Geist. Es ist von einem erfüllt sein die Rede, vom Wind, der daherfährt und die Angst wegpustet, vom Feuer, dass die Herzen im positiven Sinne in Brand setzt, vom Mut, der einen ergreift und handeln lässt.

Lassen wir uns inspirieren und ermutigen durch die biblischen Texte dieser Tage für die Herausforderungen und Aufgaben unserer Zeit.

„Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu.“ GL 312,2

 

Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Woche,

Ihre Anne Frank