Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Dreifaltigkeit in „Zum verklärten Christus“

Liebe Schwestern und Brüder,

ich habe mir schon oft Gedanken gemacht, warum die Säulen in der Kirche „Zum verklärten Christus“ so unregelmäßig verteilt sind. Auf der linken Seite stützen zwei kurze Säulen die Decke. Zur Taufkapelle stehen fünf hohe Säulen. Auf der rechten Seite steht vorne eine hohe Säule und zur Werktagskapelle vier Säulen, von denen drei in gleichem Abstand stehen und eine mit etwas größerem Abstand aufgestellt ist.

Ich nehme nicht an, dass das statische Gründe hat. Für Statik ist doch Regelmäßigkeit grundsätzlich besser und welche Last sollen denn wohl die fünf Säulen an der Taufkapelle abfangen? Vielleicht wollte der Architekt Haas durch diese Unregelmäßigkeiten einfach nur den Raum aufgliedern und eine Abtrennung der Tauf- und der Werktagskapelle betonen. Aber vielleicht steckt da auch viel mehr hinter. Mir fiel auf, dass ich grundsätzliche Aussagen unseres Glaubens an dieser eigenartigen Säulenverteilung festmachen kann:

Die eine Säule vorne rechts: Mit dem Judentum und dem Islam gehören wir zu den drei monotheistischen Religionen. „Wir glauben an den einen Gott.“ Dieses Bekenntnis zu der Einzigkeit Gottes wurzelt in der Offenbarung des Alten Bundes: „Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig.“

Die vier Säulen zur Werktagskapelle: Die etwas abgerückte Säule wiederholt die Einzigkeit Gottes.  Während die drei anderen Säulen auf das Bekenntnis zu Gott Vater, Gott Sohn und Gott heiliger Geist hinweisen. Die heiligste Dreifaltigkeit ist das originär christliche Bekenntnis. Wir werden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft. Im Namen (Einzahl), nicht in den Namen (Mehrzahl). Und was wir von Gott, dem Vater bekennen, das bekennen wir in gleicher Weise von Gott, dem Sohn und Gott, dem Heiligen Geist.

Die beiden Säulen auf der linken Seite  sprechen von Jesus Christus. Er ist Gottes Sohn und er ist Mensch geworden, in allem uns gleich, ausser der Sünde. Er ist nicht ein besonders vorbildlicher Mensch, sondern er ist Mensch und zugleich auch Gott. Nicht zeitlich nacheinander und auch nicht das eine mehr und das andere weniger, übergeordnet oder untergeordnet. Jesus Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott.

Die fünf Säulen vor der Taufkapelle haben sich mir nicht sofort erschlossen. Fünf Evangelisten ist einer zu viel, fünf Sakramente sind zwei zu wenig. Aber als Symbol für die fünf Wunden Jesu, wie sie auch in jeder Osterkerze abgebildet sind,  erinnern sie wieder an Jesu Wirken. Er ist am Kreuz gestorben und seine Jünger haben ihn nach Ostern an seinen Wunden wiedererkannt.

So „sprechen“ die Säulen in der Kirche über unseren Glauben. Aber auch das Leben der Kirche kann ich mit den Säulen verbinden:

Zwölf Säulen stehen in der Kirche. Schon Paulus spricht von den „Säulen der Gemeinde in Jerusalem“ und meint die Apostel. Was sie mit Jesus erlebt und erfahren haben, was sie weitererzählt haben bis zu den Grenzen der Erde, ist das Fundament der Kirche, ist das, was wir heute glauben.

Sieben Säulen stehen auf der linken Seite der Kirche. Eine zentrale Frage im pastoralen Prozess des Erzbistums war: „Wofür bist du da, Kirche von Paderborn?“ Diese sieben Säulen geben die Antwort: Um die Menschen in allen freudvollen und traurigen Ereignissen des Lebens in Verbindung mit Gott zu bringen. Hier feiern wir die Taufe, Beichte, Eucharistie, Firmung, Trauung, Weihe, Krankensalbung.

Die fünf Säulen  auf der rechten Seite, der Tabernakel-Seite, erinnern an die Speisung der fünftausend im Markus-Evangelium. Es sind fünf Brote, über die Jesus das Dankgebet spricht und die die Jünger verteilen. Zwölf Körbe bleiben über. Mit Blick auf die Eucharistie sagt der hl. Augustinus: „Von diesem Brot essen wir noch immer.“

So sehe ich die Kirche „Zum verklärten Christus“ mit anderen Augen und dazu möchte ich Sie auch einladen. Die Kirche ist zu den Gottesdiensten geöffnet und immer dann, wenn das Pfarrbüro auch geöffnet hat. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Dreifaltigkeitssonntag.

Ihr Pfarrer Hubertus Rath

Die vier Säulen zur Werktagskapelle

Die fünf Säulen vor der Taufkapelle