„Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist.“
Dieser Empfehlung des Dalai Lama sind Viele nach der Corona-Abstinenz der letzten zwei Jahre in diesem Sommer gern gefolgt. Die Sehnsucht nach Entspannung und Erholung, nach Abwechslung vom Alltag, nach neuen Entdeckungen und Erfahrungen lockte in die Ferne.
Geht es Ihnen auch so: Während ich früher in der Urlaubszeit voller Freude in meinem Briefkasten Ansichtskarten aus den unterschiedlichen Regionen der Welt vorfand, kann ich heute mittels Smartphone sogar an den Reisen regelrecht teilhaben. Ich erlebe in Bild und Film den wunderbaren Sonnenuntergang am Meer, die Architektur alter und moderner Städte, die Wanderung in den Bergen, die Fahrradtour am Fluss. Auch bei Konzerten bin ich dabei, bekomme Appetit auf das kühle Getränk und das leckere Essen.
Die Reisenden möchten ihre Freude über das Erlebte mit den daheim Gebliebenen teilen!
Nun kehren nach und nach alle wieder mit ihren Erfahrungen nach Hause zurück.
Im Gepäck hoffentlich die Erfüllung der Sehnsucht, die auf den Weg geführt hat!
Vielleicht die Dankbarkeit im Herzen für Gottes gute Schöpfung und seine sichere Führung auf unbekannten Wegen. Welch ein Geschenk ist es, wenn man im Heimkommen Freude empfinden darf, weil unser Zuhause mehr als ein Haus oder eine Wohnung ist. Wenn unser Heim ein Ort ist, der uns Glück, Sicherheit und Geborgenheit gibt.
Der englische Schriftsteller George Moore (1852-1933) schreibt: „Ein Mann reist in der Welt umher, um zu suchen, was ihm fehlt, und kehrt nach Hause zurück, um es zu finden.“
Ja, manchmal erkennen wir das Glück nicht, obwohl es sich direkt vor unseren Augen befindet. Vielleicht müssen wir deshalb von Zeit zu Zeit „das Weite suchen“, um gestärkt und dankbar in unser Zuhause zurückzukehren. Dann sehen wir unser Leben, unseren Alltag mit seinen Sorgen und Freuden mit anderen Augen.
Wie schön, wenn wir wie die Mönche in der folgenden Geschichte den Ort finden, an dem sich Himmel und Erde berühren!
Es waren zwei Mönche, die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gebe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berühren. Sie beschlossen, ihn zu suchen und nicht umzukehren, ehe sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt fordert und alle Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen, man brauche nur anzuklopfen und befinde sich bei Gott. Schließlich fanden sie, was sie suchten, sie klopften an die Tür, bebenden Herzens sahen sie, wie sie sich öffnete, und als sie eintraten, standen sie zuhause in ihrer Klosterzelle. Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde, an der Stelle, die uns Gott zugewiesen hat.
(aus: 255 Kurzgeschichten von Willi Hoffsümmer)
Dass Sie gestärkt heimkehren und Ihr Zuhause als den Ort erleben dürfen, wo sich Himmel und Erde berühren wünscht Ihnen
hre Gemeindereferentin
Mechthild Bange
