Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

“Fürchtet euch nicht”

Liebe Leserinnen und Leser unserer Pfarrnachrichten,

vor einem Jahr hatte ich mich an dieser Stelle als Weihnachtsfan "geoutet", dem die offizielle liturgische Weihnachtszeit in der katholischen Kirche eigentlich immer ein bisschen zu kurz ist. (Aus den Reaktionen weiß ich, dass manche unter Ihnen das ebenso empfinden.) Das ist in diesem Jahr nicht anders. Das zweite weihnachtliche Hochfest der Erscheinung des Herrn ("Dreikönig") am 6. Januar wurde gleichsam fast eingeholt vom Fest der Taufe des Herrn am 8. Januar, der zugleich als der erste Sonntag im Jahreskreis schon in die "grüne Zeit" überleitete. Und so haben wir jetzt schon den zweiten Sonntag im Jahreskreis. Bei unseren evangelischen Glaubensgeschwistern heißen diese Sonntage "nach Epiphanias", d. h. "nach Erscheinung", und die Zeit insgesamt "Epiphaniaszeit". Mir ist das sympathisch, denn auf diese Art endet das Weihnachtsthema nicht abrupt, sondern klingt sozusagen in den kommenden Wochen noch etwas nach. Der englischen Schriftsteller Charles Dickens, der 1843 die berühmt gewordene Erzählung A Christmas Carol verfasste (deutscher Titel: Eine Weihnachtsgeschichte, verfilmt u. a. 1992 mit den Muppets), nahm sich sogar vor: "Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen, es das ganze Jahr hindurch aufzuheben."
Ob einige Wochen oder sogar das ganze Jahr: Besonders in der Anfangszeit eines neuen Jahres, wenn es auf allen meinen "Baustellen" wieder so richtig los geht, ist die Weihnachtsbotschaft für mich nicht schnell nur noch Schnee von gestern. "Fürchtet euch nicht", hatten die Engel den Hirten zugerufen, "euch ist heute der Retter geboren: er ist der Christus, der Herr." (vgl. Lukas 2,10-11) Und die drei Sterndeuter aus dem Osten hatten ihren Stern, der sie, als sie ihn sahen, mit großer Freude erfüllte und schließlich zum Kind führte (vgl. Matthäus 2,9-10). Und bei seiner Taufe hört Jesus die Zusage seines lieben Vaters aus der himmlischen Heimat: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe." (vgl. Matthäus 3,17). Für mich hört sich das so an: "Hab keine Angst! Du bist doch auch eines meiner geliebten Kinder. Und auch wenn du jetzt noch nicht weißt, was alles auf dich zukommen, was dich herausfordern und dir Sorgen machen wird: ich bin da für dich, dein Leben steht auch in diesem Jahr unter einem guten Stern. Versprochen!"
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, auch wenn die eigentlichen Festtage inzwischen vorüber sind, Mut und Zuversicht im noch jungen Jahr 2023. Mögen alle Ihre (Lebens-)Wege unter einem guten Stern – und damit unter dem Segen des lieben Gottes – stehen.
 
Ansgar Wiemers
Krankenhauspfarrer