Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Was Eltern und Erziehende mit Hirten verbindet...

An mehreren Stellen in der Bibel finden wir das Bild vom Hirten und seinen Schafen, so auch im Evangelium an diesem Sonntag. Der Hirte kennt seine Schafe und die Schafe kennen ihn. Sie hören auf seine Stimme und vertrauen ihm. Er hat sie im Blick, er sorgt sich um sie, er weiß, was sie brauchen, er führt und beschützt sie. Darauf können sie sich verlassen!

Seit zwanzig Jahren begleitet meine Freundin in „PEKiP®“-Kursen junge Eltern mit ihren Babys im ersten Lebensjahr. Zielsetzung ist, durch Spiel- und Bewegungsanregungen die frühkindliche Entwicklung und die Eltern-Kind-Beziehung zu fördern. Auch der Erfahrungsaustausch der Eltern ist dabei ein wichtiges Element. Die Aussage einer Mutter war nun: „Beim Stillen brauche ich unbedingt das Handy, sonst ist es so langweilig. Und ich kann wenigstens darüber meine Kontakte halten.“ Mich hat das sehr bewegt, ja auch erschreckt. Das Bedürfnis der Mutter nach Gemeinschaft ist verständlich, die Umstellung vom aktiven und selbstbestimmten Leben auf beständige Verantwortung oft schwer. Je jünger das Kind, desto größer die Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse. Herausfordernd!

Was lernt das Kind, was nimmt es auf in der Situation des Stillens? Mutter und Kind halten Blickkontakt, sie kommunizieren miteinander über die Augen, über die Mimik, über Laute, über Worte... Das Kind nimmt sich wahr im Spiegel des Gegenübers, es entwickelt ein Bild über sich, es lautiert, lernt Sprache, …  Das zugewandte Stillen ist mehr als die Bedürfnisbefriedigung nach Nahrung, es ist wichtig für die Entwicklung des Selbstbildes des Kindes und einer sicheren Bindung.

Ab etwa einem Jahr lernt das Kind laufen. Wir kennen alle die Freude, mit der sich die Kinder ihren neuen Erfahrungsraum erschließen. Mit dem Blick zurück zur Vertrauensperson vergewissert sich das Kind, ob die Entfernung noch in Ordnung ist, ob Gefahren drohen, ob es sich etwas zutrauen und mutig sein darf oder ob Vorsicht angesagt ist. So kann es Sicherheiten und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen.

Was lernt ein Kind, das diese liebevollen Blicke, die ungeteilte Zuwendung und die aufmerksame Beobachtung nicht bekommt? Wie entwickelt es sich? Im besten Falle wird es stark, entwickelt aus eigener Kraft eine „Resilienz“, die Widerstandskraft in schwierigen Lebenssituationen trotz aller Widrigkeiten zu bestehen. Leider zeigen uns immer mehr Kinder durch herausforderndes Verhalten, dass sie zu wenig gesehen werden. Lieber negative Aufmerksamkeit als gar keine Beachtung. Das Bedürfnis nach Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung zieht sich durch das ganze Leben. Auch uns Erwachsene schmerzt es, nicht beachtet oder wert geschätzt zu werden. Ich wünsche unseren Kindern und uns allen, dass wir uns gegenseitig achtsamer begegnen!

Vertrauen wir auch darauf: Unser guter Hirte sieht uns!

Mechthild Bange

 

Mein guter Hirte

Fängt mich auf, wenn ich strauchle.
Sucht mich, wenn ich verloren gehe.
Hält mich, wenn ich traurig bin.
Tröstet mich, wenn ich weine.
Umarmt mich, wenn ich leide.
Trägt mich, wenn ich müde bin.
Lässt mich, wenn ich mich irre.
Ruft mich, wenn ich nicht höre.
Wärmt mich, wenn ich friere.
Lacht mich an, wenn ich nichts erwarte.
Holt mich, wenn ich mich verlaufe.
Mein guter Hirte ist da.     (Theresia Bongarth, In: Pfarrbriefservice.de)