Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Geschichte der Glocken von St. Peter und Paul, 2. Teil

Sowohl in der romanischen, als auch in der neugotischen Kirche waren bis zum Ende des 1. Weltkrieges zumindest drei Glocken mit langer Geschichte: Die Bürgerglocke von 1633, die Agatha-Glocke mit ihrer Nachfolgerin von 1876 und die Petrus-Glocke von 1749.

Sechs Jahre hat man sich mit dieser Petrus-Glocke, zu der man die Glocke aus der Johannes-Kapelle hängte, und der Angelus-Glocke im Dachreiter begnügt. Angebote für neue Glocken aus Gussstahl wurden von der Fa. Humpert in Brilon 1922 vorgelegt. Die Stadt Bad Driburg beschloss, die Kosten für die größte Glocke, die Bürgerglocke, zu übernehmen und schlug der Kirchengemeinde eine Anleihe mit Tilgungsplan für die Restsumme vor. Aber dieses Schreiben ist aus 1922, also vor der Inflation. Die Zusammenarbeit mit der Fa. Humpert scheint sich dann zerschlagen zu haben.

Auf ein Angebot der Fa. Petit&Edelbrock für Bronzeglocken bezieht sich ein Schreiben der Stadt Bad Driburg aus dem Februar 1924. Im gleichen Schreiben wurde die Zusicherung gegeben, die Kosten für die größte Glocke, die Bürger-Glocke, zu übernehmen und es wurden Sammlungen der Kirchengemeinde angeregt. Warum die größte Glocke dann eine Herz Jesu-Glocke wurde und keinen Hinweis auf die Bürgerschaft Bad Driburgs enthält, wird in den Unterlagen nicht erwähnt. Schließlich erhielt die Fa. Petit&Edelbrock den Zuschlag.

 

Die Inschriften waren weit prosaischer, als auf den alten Glocken. Die größte Glocke war dem Herzen Jesu gewidmet:

„Den Welterlöser bete ich an - sein heiligstes Herz verehre ich.“

Die mittlere Glocke trug das Bild der Gottesmutter und die Inschrift:

„Wenn ich erschalle, dann sei dir, Gottesmutter, die Ehre.“

Und die dritte war dem hl. Josef gewidmet:

„Den Lobgesang, den wir fröhlich dir singen, o Josef, nimm an,“

Die erste Glocke wog 24 Zentner, die mittlere 18 Zentner und die dritte vierzehn Zentner und hatten die Tonfolge F, G, A. Bis 1940 sollten diese Glocken läuten. Im Protokoll des Kirchenvorstandes vom 26.04.1940 ist unter „Verschiedenes“ vermerkt: „Über die Ablieferung der Glocken wurde berichtet.“

 

Mit den neuen Glocken wurde 1924 eine weitere Neuerung eingeführt: Die Glocken wurden mit elektrischen Motoren ausgestattet. Vorher waren die Glöckner mit ihrer Muskelkraft für das Läuten verantwortlich. Von 1762 bis 1872 und von 1883-1901 nahm eine Familie Thoene-Voss diese Aufgabe wahr: Als erster Johann Jürgen Thoene, ihm folgte Philipp Thoene sen., Philipp Thoene jun., Heinrich Thoene, Frau Voß, geb. Thoene, und Kathrin Thoene, genannt Philippkens Kathrin. Der Hausname „Philippkens“ geht zurück auf Philipp sen.. Ihr wurde sogar ein Gedicht von Theresia Treu gewidmet:

Wem käm beim Glockenklange
nicht manchmal in den Sinn
Sie, die uns längst verlassen,
die alte Glöcknerin.

Ihr Wesen eigenartig,
voll Einfalt, Frohsinn, Scherz,
und unter dürft´gem Kleide
ein frommes, reines Herz.

Ob auch im Dienst der Glocken
geworden grau und alt,
ihr Herz für Gottes Ehre
ward nimmer alt noch kalt.

Nun darf sie, die geläutet
ein Fest sooft hier ein,
sich ihres Feiertages,
des ew´gen oben freu ´n.

Von 1872 bis 1883 sind es die Familien Joehring, Pennig und Focke, die diesen Dienst versahen. Von 1901-1923 wieder die Familie Focke und ab 1923 Wilhelm Kappe.

Ein weiteres Mitglied der Familie Kappe, Heinrich Kappe, spielt dann eine Rolle bei der Beschaffung des Geläutes nach dem zweiten Weltkrieg. Er muss wohl Beziehungen zum Bochumer Verein, Abt. Glockengießerei, gehabt haben, als er dort 5 Stahlguss-Glocken für Bad Driburg auftreiben konnte. Der Kirchenvorstand stimmte am 19.5.1946 der Anschaffung zu und schon am 08.09.1946 wurden diese Glocken geweiht und später durch eine sechste Glocke und eine Angelus-Glocke im Dachreiter ergänzt. Dem Erzählen nach sollen die fünf Glocken mit Naturalien, vor allem Käse, bezahlt worden sein.

Die größte dieser Glocken trägt die Inschrift: „Bochumer Verein, Bochum, 1939.

2841 (=Gussnummer). DURCH KREUZ ZUM LICHT!

Glocke Nr 2: „Bochumer Verein, Bochum, 1938. 2761. GLAUBE

Glocke Nr 3: „Bochumer Verein, Bochum, 1938. 2819. FRIEDE AUF ERDEN!

Glocke Nr.4: „Bochumer Verein, Bochum, 1938. 2795. HOFFNUNG

Glocke Nr.5: „Bochumer Verein, Bochum, 1946. 239. LIEBE

Glocke Nr.6: „Bochumer Verein, Bochum, 1946. Keine Gussnummer. Kein Titel