Ich hatte Glück, ich durfte mit meinem Mann noch eine Woche in den Herbstferien zur Nordsee fahren, bevor – durch Corona bedingt – wieder alles „dicht gemacht“ wurde. Dennoch war dieser Urlaub zumindest dadurch ein wenig getrübt, dass wir uns natürlich Gedanken darüber gemacht haben, ob diese sieben Tage Auszeit wirklich unbedingt nötig waren. Wir täglich die steigenden Ansteckungszahlen in den Nachrichten hörten und die dringenden Appelle, Ausflüge, Urlaube und Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, am besten jedoch ganz darauf zu verzichten. Das schlug, bei aller vorhandenen Weite des Wattenmeeres doch ein wenig aufs Gemüt und vor allem machte es zumindest unser Gewissen ein bisschen schwerer.
Wie schön und wohltuend war es da, bei Spaziergängen am Strand oder Deich, unbeschwertes, absolut freies und aus tiefstem Herzen fröhliches Kinderlachen zu vernehmen: Weil der Papa mit dem Kind auf dem Gepäckträger den Deich hinabsauste, der Drachen in den Himmel stiegt, ein Krebs im Eimer so lustig aussah oder die Mama einen in ihren Armen sicher durch die Luft schwang.
Es ist überhaupt immer wieder erstaunlich, wie wenig ein kleines Kind benötigt, um zufrieden zu sein: Als erstes sicherlich Mama und Papa oder einen anderen vertrauten Erwachsenen, der Sicherheit, Liebe und Nahrung gibt, danach reichen Matschhose und Gummistiefel um sich an der großartigen Entdeckung, dass mein Fuß im Wattboden Löcher hinterlässt, zu erfreuen. Es reicht der Platz auf dem Steindeich, um zu erforschen, in welche Steinritzen die heranschwappenden Wellen verschwinden, es reicht schon eine Hand voll mit Erde, die betastet, bestaunt und sicherlich auch geschmeckt werden will.
Gaudete – freut euch! So ist der dritte Adventssonntag überschrieben. „Freut euch zu jeder Zeit!“ sagt Paulus seiner Gemeinde in der Lesung dieses Sonntages. Im weiteren Textverlauf heißt es: „Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun.“ (1 Thess5, 23-24) Paulus vertraut auf Gott. Gott ist treu, auf ihn kann ich mich verlassen, er steht an meiner Seite. Und in der Gewissheit, dass er da ist, kann ich zu jeder Zeit Augenblicke der Freude finden. So wie ein kleines Kind intuitiv weiß, wenn dunkle Wolken, kalter Wind und die ersten Regentropfen das Spiel zerstören, so sind meine Erwachsenen in der Nähe, die mich beschützen, trösten und mir Geborgenheit geben.
Nehmen wir den Aufruf zur Freude mit in die kommende Woche, als eine Art Türöffner für die kleinen Freuden im normalen Alltag eines Heranwachsenden oder Erwachsenen. Lassen wir uns inspirieren von den Kleinsten und überraschen wir uns selbst mit der Bereitschaft zur Freude und zum Lächeln über die kleinen und oft unerwarteten Dinge und Situationen, die unsere Tage mit sich bringen.
Eine gesegnete und freudige Woche wünscht Ihnen und Ihren Familien,
Ihre Anne Frank
- Gemeindereferentin -
