Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

John Henry Newman – Einer meiner Lieblingsheiligen

Ich habe mir eine kleine, große Freude gemacht: ich habe in einem Antiquariat eine 11-bändige Ausgabe der Predigten John Henry Newmans gekauft. Newman lebte im England des 19. Jahrhunderts, war erst Anglikaner und ist erst in der zweiten Lebenshälfte römisch-katholisch geworden. Er gehört in seiner anglikanischen Zeit einer innerkirchlichen Reformbewegung an, die in seiner Kirche das Glaubensleben auf der Basis der frühen Kirche erneuern wollte. Er sprach von einer katholischen Kirche, die nicht römisch sei. Die römische „Version“ lehnte er lange Zeit ab, weil sie in vielen Punkten der alten Kirche nicht mehr entsprach, so zum Beispiel war die Stellung des Papstes im Laufe der Jahrhunderte immer zentraler geworden.

Seine Reformbemühungen fielen teilweise auf fruchtbaren Boden, wurden aber auch vielfach schwer angefeindet. Am Ende seines Glaubensweges in der anglikanischen Kirche stand der Übertritt in die römisch-katholische Kirche. Auch dort wurde ihm lange Zeit das Leben schwer gemacht, weil er in seinem Denken sehr frei war und als Basis seines theologischen Überlegens besonders die Kirchenväter heranzog und nicht so sehr die damalige neuscholastische Theologie, die sich durch eine Starrheit und Begrenztheit auszeichnete.

Benedikt XVI., der Newman sehr schätzte, hat ihn 2009 im Rahmen einer Englandreise selig gesprochen. Papst Franziskus sprach ihn 2019 heilig.

Newmans Definition der Vollkommenheit, die er in einem Antwortbrief gegeben hat,  beeindruckt mich wegen ihrer Schlichtheit:

„Vollkommen ist also der, welcher sein Tagewerk vollkommen macht, und wir müssen auf der Suche nach Vollkommenheit nicht darüber hinausgehen. Man muss nicht den Kreislauf des Alltags verlas­sen... Wenn Sie mich fragen, was Sie tun sollen, um vollkommen zu werden, dann sage ich als erstes: Bleiben Sie nicht über die für das Aufstehen ange­messene Zeit hinaus im Bett liegen; machen Sie eine gute Besuchung des Altarsakraments; beten Sie den „Engel des Herrn“ andächtig; essen und trin­ken Sie zu Gottes Ehre; beten Sie aufmerksam den Rosenkranz; bleiben Sie gesammelt; weisen Sie schlechte Gedanken ab; halten Sie sorgfältig Ihre Abendbetrachtung; machen Sie täglich Ihre Gewis­senserforschung; gehen Sie rechtzeitig ins Bett. Dann sind Sie so gut wie vollkommen.“

Nach einer schweren gesundheitlichen Krise: verfasste er folgendes Gebet:

Führe du mich, du mildes Licht, 
führe du mich den Weg.
Die Nacht ist finster, und ich bin fern der Heimat.
Führe du mich den Weg!
Leite du meinen Fuß.
Und sehe ich auch nicht weiter: 
Wenn ich nur sehe 
jeden Schritt.
Du hast bis jetzt mich geführt.
Du wirst mich sicher auch weiterhin führen:
durch Moor und Sumpf, 
über Fluten und felsige Klippen 
bis vorüber die Nacht 
und die Engel des Morgens mich grüßen.
Ich habe je sie geliebt.
Nur bisweilen vergessen ihr Licht.
Amen

Sein Vorbild und sein Denken können auch in unserer Zeit eine gute Richtschnur bieten, ein christliches Leben zu führen.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Lauschus