Neuenheerse

St. Saturnina Neuenheerse

Am 4. März 2014, jährt sich der Todes- und Namenstag der Hl. Walburga, der (Mit)Gründerin und ersten Äbtissin des ehemaligen Damenstifts Heerse. Die Pfarrgemeinde Neuenheerse gedenkt immer am darauf folgenden Sonntag ihrer in besonderer Weise.

Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron..

...und vor den vier Lebewesen und vor den Ältesten. Aber niemand konnte das Lied singen außer den hundertvierundvierzigtausend, die freigekauft und von der Erde weggenommen worden sind. Sie sind es, die sich nicht ... befleckt haben; denn sie sind jungfräulich. Sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Sie allein unter allen Menschen sind freigekauft als Erstlingsgabe für Gott und für das Lamm. (Offb 14,3f)

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie herzlich willkommen heißen, hier in der ehemaligen Stiftskirche von Neuenheerse. Wir freuen uns, dass Sie der etwas merkwürdige Titel unseres Nachmittags hierher geführt hat.
„Anmerkungen zur Geschichte von Neuenheerse“ so haben wir diese Reihe von Vorträgen überschrieben. Nach der hl. Saturnina, der Schutzpatronin dieser Kirche, wenden wir heute Ihre Aufmerksamkeit auf 2 Frauen, die – obwohl weitgehend vergessen - unlösbar mit der Geschichte dieses Dorfes, mit dieser Kirche und mit unserem Glauben verbunden sind.
Wer schon im Frühjahr unsere Darstellungen über Saturnina verfolgt hat, der weiß, dass wir uns nicht mit einer Vorlesungseinheit von 45 Minuten begnügen. Es ist frisch hier in der Kirche. Aber das müssen wir ihnen zumuten, denn auch für diesen Vortrag haben wir den Ort bewusst gewählt: Denn jene, von denen wir Ihnen erzählen werden, haben an diesem Ort, in dieser Kirche gestanden und gekniet, sie haben hier gebetet, und gesungen. Sie haben hier gelebt und sind hier gestorben. Hier warten sie auf die Auferstehung.
Sie folgten dem Lamm: Walburga und Helmtrud – die Heiligen von Neuenheerse.

Ein hoher Anspruch, den wir hier erheben. Walburga und Helmtrud - sie gehören zu den 144.000, die freigekauft sind für Gott, die sich nicht befleckt haben, die dem Lamme gefolgt sind, wohin es sie geführt hat.

Gehen wir in das Jahr 888. Rembert, Erzbischof von Hamburg und Bremen, ein enger Freund von Walburga und ihrem Bruder Liuthard, dem 2. Nachfolger von Hatumar auf dem Bischofstuhl von Paderborn, schreibt einen Brief adressiert an das Stift in Neuenheerse:

Rembert, Knecht der Herde Gottes, seiner lieben Tochter Walburgis und den übrigen Jungfrauen und Bräuten Christi Heil im Herrn.
Der Bruder Adelgar, welcher eben von euch zurückkehrt, hat mir gesagt, dass ihr betrübt seiet, weil ihr so selten einen Brief von mir erhieltet. Indem ich wünsche, dies wieder gut zu machen, kann ich euch nichts Passenderes schreiben, als dass ihr in eurem Streben nach Heiligkeit verharren möget. Wollet ihr zur höchsten Stufe der Glorie gelangen, dann müsset ihr euren Leib und eure Seele durch jegliche Tugend vor dem Verderben schützen und für die Ewigkeit vorbereiten. Die innere Reinheit des Herzens in Gedanken und Begierden muss man pflegen und nähren, um die äußere Reinheit und Keuschheit bewahren zu können. Wenn ihr dies Geschenk Gottes durch seine Gnade erlangt zu haben glaubt, dann müsset ihr, wie die hl. Schrift ermahnt, große Demut in allem erstreben und ihr werdet Gnade finden vor Gott. Das ist der Weg, worauf ihr zu Christus, eurem Herrn und Bräutigam gelangen könnt. Denn er sagt selbst: „Lernt von mir, denn ich bin sanft und demütig von Herzen.“ (...)
Das, geliebte Töchter, habe ich nicht geschrieben, als ob ich etwas von Hochmut oder eitlen Rühmens an euch wahrgenommen hätte, sondern, weil ich wünsche, dass ihr zu denen gehöret, wovon geschrieben steht: „Denn sie folgen dem Lamme, wohin es geht.“ Wenn ich meinen Schmerz darüber ausdrücke, dass viele gefallen sind, so gebe ich euch den Rat, vorsichtig zu wandeln und wünsche, dass euer Herr und Bräutigam zu euch sagen möge: „Ganz schön bist du, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.“ Folgt daher dem Lamme hier auf Erden in seinen Geboten, auf dass ihr ihm auch folgen möget im Himmel und singen möget das Lied, das nur der Chor der Jungfrauen singen kann. (...)

Soweit der Brief des hl. Rembert in Auszügen. Er gehört zu den wenigen Zeugnissen, die wir vom Leben der Walburga, der Schwester des Liuthard, der Gründerin und 1. Äbtissin des Stiftes Heerse haben.
Wir möchten Ihnen heute Nachmittag anhand dieser spärlichen Zeugnisse, über 2 Frauen aus der Frühzeit des Stiftes, einen Eindruck vermitteln über das Leben, das Denken und über die Sehnsucht dieser Frauen. Dafür aber müssen wir uns die Situation des Paderborner Landes im 9. und 10. Jahrhundert vor Augen führen: