Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

19. März: Josefs-Tag

Liebe Schwestern und Brüder,

jeder von uns birgt Geheimnisse im Herzen: Träume Phantasien, Erinnerungen, Interessen, Bedürfnisse, Verwundungen, Freundschaften und Feindschaften.

In der Beichtvorbereitung habe ich mit den Kommunionkindern über das gesprochen, was uns wirklich am Herzen liegt und warum man nicht mit jedem darüber sprechen sollte. Eine Antwort ließ aufmerken und erkennen, wie früh jeder von uns schlechte Erfahrungen macht: „Weil sich keiner dafür interessiert, was mir Freude macht oder was mir schwerfällt.“ Eine andere Antwort war erwartbar: „Weil es nicht jeder wissen soll.“

Wer ein Geheimnis teilt, macht sich angreifbar, macht sich umgangssprachlich „nackig“. Zu unseren besten Erfahrungen zählt, das jemand mein Geheimnis für sich behalten kann und ich des anderen Geheimnis bewahren kann. Zu den tiefsten Verletzungen zählt, das jemand zum Geheimnisbrecher wird und damit hausieren geht.

In den digitalen Medien geht solch ein Verrat in Echtzeit. Und viele Promi-Nachrichten sind das Ergebnis von Geheimnisverrat: Prinz Harry schreibt mit Mitte dreißig seine Biographie und plaudert aus der Familie im Fernsehen. Papst Benedikt ist noch nicht unter der Erde, da veröffentlicht Erzbischof Gänswein ein Buch, das nicht weniger, als die „ganze“ Wahrheit verspricht - auch über die Gespräche zwischen Franziskus und Benedikt. Und der Kardinal Pell (angeblich und postum) schreibt einen Brief an seine Kollegen, was sich unter dem nächsten Papst ändern muss und einer von denen gibt es an die Presse. Herzlichen Glückwunsch!

Wie wohltuend ist in all diesem Palaver und Gefasel der heilige Josef. Er sagt nichts. Er sagt nicht nur wenig, wie ein Ostwestfale. Er sagt gar nichts! In der ganzen Erzählung der Kindheit Jesu nicht ein einziges Wort. Und das aus einem einzigen Grund: „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte…“

Er will Maria nicht dem Gerede, dem Gespött und dem Gesetz ausliefern. Und letztendlich ist ihm ihr Schutz wichtiger, als seine eigenen Gedanken, Zweifel, Hoffnungen. In vielen modernen Darstellungen der Heiligen Familie breitet Josef seinen Mantel um Maria und das Jesus-Kind. Er schützt sie mit seiner Verschwiegenheit (der Mantel des Schweigens) in dieser bedrohten Anfangszeit. „In die Stille gehen heißt nicht immer, sich entfernen von den Menschen. Es heißt auch, ihr Herz suchen, ohne Worte zu brauchen. Ihnen nahe zu sein.“ (Jörg Zink)

Herzliche Segenswünsche an alle, die den hl. Josef zum Namenspatron haben. Seien Sie gute Geheimnishüter für sich und für Ihre Lieben.

Ihr Pfarrer
Hubertus Rath