Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Was macht eigentlich der Priester bei einer Hochzeit?

Vielleicht liegt es an den verschiedenen Hochzeitsanfragen, die gerade bei mir eingehen und den unterschiedlichen Formulierungen, die dabei gebraucht werden, dass mir diese Frage interessant erscheint. Aber vielleicht sollte am Anfang noch am Anfang die Frage stehen: Was macht der Priester überhaupt, wenn er ein Sakrament spendet? Ich fürchte, dass es Gläubige gibt, die sich das Ganze ziemlich Harry-Potter-mäßig vorstellen: Der Priester spricht die richtige Formel und zack, passiert was er sagt. Aber die Sakramentenformeln sind keine Zauberformeln. Vielmehr ist es Christus, der spricht, der Priester ist nur das Werkzeug, durch das sich dieser vernehmlich macht. Das merkt man schon in jeder Messe „Das ist mein Leib… das ist mein Blut“ kann der Priester nur stellvertretend sprechen. Theologisch nennt man das „in persona Christi capitis“ handeln. Diese Stellvertretung ist nicht nur auf den Priester beschränkt, denn auch die Kirche ist ja als „Leib Christi“ stellvertretend für Christus in diese Welt gesandt. Und diese Stellvertretung, die durch die Taufe gegeben ist (Paulus sagt ja, wir haben Christus angezogen wie ein Gewand) ist die Grundlage für alles weitere. Ohne Taufe keine Priesterweihe, keine Bischofsweihe, keine Diakonenweihe. Das Sakrament der Weihe beruht auf der Taufe (Darum tragen auch alle Geweihten ein weißes Untergewand, die Albe, dass das Taufkleid repräsentiert). Die Weiheämter der Kirche sind eingesetzt, um den Aufbau des Leibes Christi zu dienen, sind Dienstämter. Aber an dieser Aufgabe wirken auch  sich auch alle anderen Christen mit: Die Eltern, die ihr Kind taufen lassen und es im Glauben erziehen, die Gemeindereferentinnen, die die Kinder auf die Erstkommunion vorbereiten, die Gruppenleiter und die Mitarbeiter im Jugendtreff und in den Verbänden, die Grünen Damen, die sich der Kranken annehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, die Mitglieder der PGRs und der KVs, die Lektorinnen und Lektoren, die Kommunionspender und Spenderinnen, die Ministranten und Ministrantinnen, die Kirchenmusiker und Kirchenchöre und schlussendlich jeder Christ, jede Christin durch das Leben des Glaubens.

Und um endlich zurück zur Ausgangsfrage zu kommen: Der Priester assistiert bei der Trauung. Das Sakrament spenden sich die Eheleute selbst. Der Geistliche ( es kann auch ein Diakon sein, sogar ein beauftragter Laie) nimmt nur den Konsens im Namen der Kirche entgegen und spendet einen Segen.

Ähnlich ist es bei der Taufe: Da Christus tauft, kann das auch ein Diakon machen (ist sogar wichtiger Teil seiner ursprünglichen Aufgabe, neben der Assistenz bei der Messe, der Verkündigung und Predigt des Evangeliums, der Sorge für die Kranken und aller Menschen in Not). Und jeder Getaufte und sogar jeder Mensch, der willens ist, das im Namen der Kirche zu tun, kann taufen. Nicht nur der Papst ist „Stellvertreter Jesu Christi“, sondern jeder Getaufte, der seine Taufgnade ernst nimmt.

Mfg Peter Lauschus, Vikar