Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

„Goldener Herbst und Novembergrau“

Schon immer ging es mir so: Wenn ich die Nachrichten schaue, kann ich mir schwer vorstellen, dass das, was ich dort sehe, zeitgleich auf dieser Welt geschieht. Während ich auf dem Sofa sitze, sterben Menschen durch Unfälle, Hunger, Naturkatastrophen und Kriege. Unfassbar das Leid und gleichzeitig scheint das Leben hier und jetzt einfach weiterzugehen. Psychologische Ratgeber empfehlen, sich der Berichterstattung in diesen schwierigen Zeiten nur dosiert auszusetzen, damit unsere Ängste nicht überhand nehmen und wir psychisch gesund bleiben. Da kann es gut tun, das Geschehene nicht zu sehr an sich heranzulassen und es im Gebet in Gottes Hände zu geben.

Und dann gibt es die Situationen, in denen wir selbst ganz nah mit dem Leid in Berührung kommen:

Gerade noch erfreuen wir uns an der bunten Natur, die Wälder zeigen phantastische Farben, der goldene Herbst verzaubert uns. Dann: Eine furchtbare Nachricht, eine plötzliche Erkrankung oder der Tod eines lieben Menschen. Während für uns die Welt stehen bleibt und alles grau und dunkel ist, geht woanders das Leben seinen gewohnten Gang. Und wir müssen lernen, mit der neuen Wirklichkeit zu leben.

In den vergangenen Wochen war ich auf den Friedhöfen der Stadt unterwegs. Dankbar schaue ich auf intensive Gespräche zurück, die ich mit Angehörigen führen durfte. In Matthäus 12,35 heißt es „Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund“. Das kennen wir aus vielen Lebensbereichen. Besonders gut tut es, vom Leben und vom Sterben unserer geliebten Menschen zu erzählen. Im Erinnern sind wir ihnen nah, in unseren Herzen leben sie weiter.

Auch weiterhin möchte ich Ihnen anbieten, Sie auf ihrem Weg zum Grab zu begleiten.
Der November ist traditionell der besondere Monat des Totengedenkens. Auch darüber hinaus im Jahreslauf können wir uns gerne verabreden, z. B. am Geburtstag oder Jahrestag Ihres Angehörigen. Meine Kontaktdaten finden Sie auf der Rückseite der Pfarrnachrichten.
                                                                    

Was wird sein im Tod und nach dem Tod?

Diese Frage haben wir uns in vielen Gesprächen auf den Friedhöfen gestellt.

Mich spricht seit Jahren folgender Vergleich von Heribert Meurer an:

Geboren zu neuem Leben

Ein ungeborenes Kind im Schoß seiner Mutter. Es fühlt sich in seiner dunklen, abgeschlossenen Welt wohl, behaglich und geborgen. Es weiß sich getragen. Jemand ist da, von dem es lebt.  Wer dieser Jemand ist, weiß das Ungeborene nicht. Dass es eine Welt außerhalb seines engen Lebensraumes gibt, kann es nur ahnen. Denn ab und zu dringen Stimmen und Geräusche von außen durch die Wände seines Lebensraumes. Unvorstellbar, woher sie kommen, zu wem sie gehören, was sie bedeuten. Dann beginnt eines Tages das Drama der Geburt: Eine nie zuvor erlebte Bedrängnis erfüllt das Kind mit Angst und Schrecken. Zusammengepresst in einem schmalen Gang, das Wasser, das Leben bedeutete, verströmt. Das muss der Tod sein. Und mitten in diesem Tod und Weltuntergang ist plötzlich eine neue Welt da. Und was nun an Eindrücken auf das Neugeborene eindringt, das ist ein Reichtum, demgegenüber alles vorher Gewesene nur ein Schatten war.

Und mitten in diesem neuen Leben das Gesicht der Eltern, die es mit Liebe ansehen und halten. Ähnlich, so sagt es die Heilige Schrift, wird es auch im Sterben mit dem Leben danach sein.

Das ist im einzelnen für uns so unvorstellbar, wie das Leben, das wir jetzt leben für das Ungeborene im Mutterleib. Im Sterben geht für uns die Welt unter, die Wände von Raum und Zeit stürzen zusammen. Und mitten in diesem neuen Leben das Gesicht Gottes, das uns mit Liebe ansieht.

Was Tod und Untergang zu sein schien, war der Durchbruch in eine neue, größere, endgültige Welt.

(Auszüge aus der Zeitschrift „17“ Oktober 1992, S. 6+7)

 

Gerne lasse ich Ihnen den vollständigen Text zukommen. Bleiben Sie hoffnungsvoll!

Ihre Gemeindereferentin Mechthild Bange