Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Trotzdem Ostern feiern?!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
leider, und diese Tatsache stimmt viele Menschen in diesen Tagen traurig, müssen wir in diesem Jahr auf die Feier der Osternacht und der Ostergottesdienste verzichten. Das „Corona-Virus“ scheint alles Schöne, Erhellende und Feierliche dieser Tage zu blockieren.
Und doch - es gibt gerade auch in dieser Zeit ganz erhellende, „österliche“ Momente, die das Osterlicht in unsere scheinbar dunkle Welt ausstrahlt: Die vielen helfenden Kräfte in den unterschiedlichen Berufsgruppen, die vielen freiwilligen Helfer*innen, die bis an ihre physischen und psychische Leistungsgrenzen gehen, um Menschen beizustehen, ihnen Mut machen und Hoffnung schenken - „Lumen Christi“ - , so erschallt der Ruf in der Osternacht, wen die am Osterfeuer entzündete Osterkerze in den dunklen Kirchenraum getragen wird und dort ihr Licht an die Gläubigen weitergereicht wird - Zeichen der Auferstehung, der Freude, der Hoffnung. Der Tod hat nicht das letzte Wort! „O wahrhaft selige Nacht, dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen, in der Christus erstand von den Toten“, so lautet der Text im „Exultet“, dem Osterlob. Für mich als Diakon gehört das Tragen der Osterkerze und das Verkünden des „Exultet“ zu den eindrucksvollsten und schönsten Aufgaben meines Amtes!
Im Evangelium der Osternacht spricht der Engel zu den Frauen, die zum Grab geeilt waren: „Fürchtet euch nicht, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ Und als die Jünger, denen die Frauen die unglaubliche Botschaft überbracht hatten, zum Grab eilten, kommt ihnen Jesus entgegen und spricht sie an: „Fürchtet euch nicht.“! Diese Worte gelten auch jedem von uns, sie geben auch mir in meinem Leben immer wieder Halt und Zuversicht - gerade in der augenblicklichen Situation, wo die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, Pessimismus und Existenzangst sich ausbreiten.
Die Botschaft von der Auferstehung erfordert unsere Bereitschaft, diese zu glauben. Ostern bedeutet: Hoffnung, Befreiung, Erlösung. Es geht nicht zuerst um Gebote, um Moralvorschriften, um Eingrenzung, sondern um Mut in Hoffnungslosigkeit, um Liebe in Einsamkeit, um Kraft im Scheitern, um Leben, wo alles abgestorben ist und aussichtslos erscheint, gerade in unserer Zeit.
Da wir davon als Christen*innen davon überzeugt sind, dass Christus von den Toten auferstanden ist, hat unser Glaube nicht nur eine feste Grundlage, sondern er ist das Licht für das Dunkel unseres Lebens und für das sichere Ziel am Ende unserer irdischen Existenz.
Christliche Botschaft ist die Zusage der Begegnung mit dem Auferstandenen - gerade dort, wo wir selber nicht weiter wissen, wo alles aus zu sein scheint.
Liebe Leserinnen und Leser! Möge die Freude des Auferstandenen, möge das Licht der Osternacht, das von einer Kerze bei Ihnen zu Hause ausstrahlen kann, Mutlosigkeit, Verzweiflung, Zukunftsangst und Perspektivlosigkeit vertreiben. Vertrauen Sie den Worten des Engels: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden!“
Stimmen Sie in Ihren Häusern und Wohnungen ein frohes „Halleluja“ an, feiern Sie Ostern - gerade jetzt, trotzdem!

Ein frohes und gesegnetes Osterfest, die Gnade und den Frieden des Auferstandenen wünscht Ihnen, auch im Namen des Pastoralteams,

Ihr Gottfried Rempe, Diakon