Evangeliar

Beiträge "Auf ein Wort"

Bauern überholen rechts

Wenn wir in meiner Kindheit mit dem Auto unterwegs waren und mir und meinen Geschwistern langweilig wurde, dann spielten wir das Kennzeichenspiel. Aufgabe war es, aus den Abkürzungen auf den Autokennzeichen witzige Sätze oder Ausdrücke zu kreieren: „Hier siegt Kohl“, „Dorf Trottel“ oder eben „Bauern überholen rechts“. Das zugrundeliegende Kennzeichen „BÜR“ war damals sehr selten, denn im Rahmen einer Neuverteilung der Kennzeichen, war das eigene Kennzeichen für „Büren“ abgeschafft worden, wie auch viele andere wie DT, WAR und so weiter.

Ich musste daran denken, als ich in einem Parkhaus einen Neuwagen mit dem alten Kennzeichen sah, das wieder erlaubt ist und sich wachsender Beliebtheit erfreut. Auch viele andere Kennzeichen, die aus Gründen der Vereinfachung abgeschafft wurden, kommen wieder. Mit ihnen verbindet sich ein gewisser Lokalpatriotismus, ein Gefühl von Heimat. Auch ich fühle mich immer noch als Bielefelder, genauer als Schilsker (Bewohner des Ortsteils Schildesche), Heimat ist etwas Schönes, etwas, was man braucht.

Ich fühle mich auch beheimatet in meinem Glauben, habe dort etwas, wie ein Ort, an dem ich mich geborgen fühle und sicher. Dieses Gefühl verbindet sich mit bestimmten Gebäuden (wenn ich nach einer längeren Abwesenheit nach Bad Driburg zurückkehre zum Beispiel am Anblick des Turmes von St. Peter und Paul, wenn ich über die Nebenstrecke die Stadt ansteuere). Oder an bestimmten Riten und Symbolen, wie das Ewige Licht in der Kirche oder die Weihnachtskrippe. Ich denke, vielen wird es da nicht anders gehen. Nun ist dieses Jahr alles anders und das Gewohnte geht nicht so einfach. Aber vielleicht ist ja auch das Ungewohnte dieses Jahr ein Stück Heimat? Die „Outdoor-krippen“, die öffentlichen Adventskalender, Krippenfeiern außerhalb der gewohnten Kirche. Vielleicht auch die private Bibellektüre: Lukasevangelium, das 2. Kapitel. Das hat den Vorteil, dass man endlich einmal die ganze Geschichte in all ihren Facetten als Einheit begreifen kann. Oder man liest sogar die ersten drei Kapitel des Lukasevangeliums und die ersten beiden des Matthäusevangeliums, dann ist man bestens informiert.

Weihnachten kann so schön sein, man muss sich nur aufmachen nach Betlehem, wo immer man es finden kann.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Lauschus, Vikar